Visionen einer
Reise – Graf von St. Germain
Wenn wir uns das Leben und Wirken dieses durchaus
ungewöhnlichen Menschen anschauen, dann beginnt auch für uns eine Reise in
eine vielgesichtige Welt. Tag und Traum, Nacht und Vision. Wünschen,
Wähnen, Wählen. Was ist der Wahn, was Wirklichkeit? Bilder, Klänge und
Visionen, wie ich euch rufe, verscheuch ich euch auch! Imaginieren,
Reflektieren, Manifestieren, Prophetisieren? Wer bin ich? Was suche ich?
Ja, wo geht meine Reise hin?
Hallo, Hamburg – Tor zu einer weiten Welt, Station
auf einer letzten Reise, Kaiserhof und Jungfernstieg. Alles was war, alles
was ist, all das ist fern und doch so ganz nah: Mutter, Vater, was ist
denn die Zeit? Eben noch in Haymarket; und sie lauschen meiner Violine,
rauschende Arien, Komposition, Stimme und Klang, Little Theatre – tosender
Beifall für mich und mein ICH. Wien, London, Paris – Comtessen, Könige,
Mätressen – Krieg und Frieden, Wandel der Zeit. Geld und Macht, Glanz und
Glamour, Brillanten als Spiegel des Sonnenlichts. Im Haag, Berlin und
Petersburg – Diplomaten, Casanovas, Scharlatane dieser Welt. Manufakturen
und Fabriken – Moskau, Venedig und Genua. Livorno, Ansbach, Nürnberg,
Leipzig, Dresden und Berlin. Was sind die Künste, wo sind die Menschen zum
Bessern dieser Welt? Physik, Chemie, die All-Chemie? Feuer, Wasser, Erde,
Luft, der Athanor, der Rote Löwe? Die Reise geht weiter, was suche ich?
Den Stein der Weisen, Ewige Jugend, Streben nach Unsterblichkeit, Elixier
of Life? Transformation vom Schein zum Sein? Wer bin ich nun? Germain,
Surmont oder Bellemare? Welldone, Tzarogi, Soltikoff? Alles nur Namen, nur
Schall und nur Rauch.
Es ist schon Herbst – Herbst meiner Zeit, Herbst
meiner Träume, goldgelbes Laub, reif ist die Frucht. Jetzt ist die Zeit
zum Innehalten, Zeit der Besinnung. Wie viel der kostbaren Zeit dieses
Erdenlebens habe ich noch, die Vision meines Daseins zu füllen? Wer bin
ich? Was hab ich gesucht? Was bleibt mir zu tun?
Was ich nun suche, ist ein Gefäß, einen Boden für
Nahrung, für Weisheit und Licht, für Wahrheit und Geist. Noch ist die
Zeit. Ja, da kommt er, Carl, Leuchte des Nordens, Du bist bereit.
Extra-Post-Kutsche von Altona, vorbei an Eimsbuettel
– Adieu la Comtesse de Bentinck, Coldenkerke et Bramstede, Bonjour
Grotenaspe – Bonjour Grande Catharine, Hallo Herr von Saldern –
Niemuenster passé, Nordtorp auf Rendsborg, dann nur noch drei-dreiviertel
Meilen, fast ist es geschafft. Schon wieder zieht Phaeton glühend die
Bahn, da – Eridanus, warte Fährmann – bring mich hinüber, es ist nicht
mehr lang.
Schloß Gottorp, Schleswig, Eckernförde, Louisenlund
und Ludwigsburg, ihr seid Station auf meiner Reise – Transformation der
Ewigkeit. Wellen fließen an den Strand, Wasser des Lebens, Steine und
Sand. Ich schau mich um, hör Glockenklang. Dichte Nebel, die sich lichten,
Möwenflug und Meeresgesang. Seid ihr die Nymphen in Engelsgestalt?
Kristallenes Leuchten und Sterne wie Schnee, himmlischer Zauber und
Sphärenklang weisen den Weg ins andere Land. Nun ist die Zeit, so komme
ich denn, die Gruft ist bereit, ich gehe den Weg über St. Nicolai.
Das Kreuz und die Rose, Jakin und Boas, Säulen der
Stärke, Weisheit und Schönheit, Helena Petrovna, Steiner, all Ihr anderen,
die, die da sind und die, die da noch kommen werden. Was alles macht Ihr
mit mir? Ich bin, der ich bin. Denke daran. Ich bin Dir nur Spiegel,
Spiegelung Deines Selbst. Die Reise, die Du wagst, ist Deine, Ego und
Motionen, Gesichte und Gestalt. Du wirst Dich erschaffen – Du in Deiner
eigenen Welt. Versuche nicht die Welt zu teilen, denn sie ist immer für
uns Eins. I am an Energy of Life – I am a Vision.
Lth Moeller
© 2008 Lth Moeller |